Dieser Blog bildet vorläufig den Abschluss der Nora-Reihe #34/35/36.
Bis heute stehe ich mit Nora im Kontakt und bin dankbar für die tiefen Einblicke, die sie uns durch ihre Mails in ihre Lebens- und Trauersituation gewährt hat.
Das gesamte Team von da-sein.de nimmt weiterhin in kleinen Ausschnitten Anteil an ihrer Entwicklung. Schicksale wie das von Nora lassen uns immer wieder aufs Neue spüren, warum wir diese Arbeit in der Sterbe- und Trauerbegleitung online – und vor Ort in Oldenburg auch face-to-face – machen.
Vor allem kann Nora Leben all denjenigen Mut machen, die ähnlich verzweifelt und zweifelnd sind, wie sie es lange war.
Ein Jahr später … 26. März 2017
Liebe Cordelia,
ohh, danke, dass ihr mich nicht vergessen habt! Ich habe auch immer mal wieder an euch gedacht, besonders an den Kontakt mit Ina (…). Mir war es leider nicht möglich eher zu schreiben bzw. wollte ich erstmal wieder auf die Beine kommen, nicht, dass ich wie beim letzten Mal schreibe, dass ich wieder da bin und dann doch erneut in der Klinik lande. Ich dachte eine ganze Weile nach deiner Mail darüber nach, ob ich den Kontakt weiterhin „brauche“ . Es tat immer gut hier zu schreiben, verstanden und unterstützt zu werden und ich bin euch wirklich aus tiefstem Herzen dankbar für eure Hilfe!! … Nun kommen mir schon die Tränen… Aber ich denke, dass es auch ok ist, wenn ich nicht mehr begleitet werde. Ich gehe einmal pro Woche ambulant zu einer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus der Klinik, ich komme mit ihr sehr gut zurecht und die Gespräche mit ihr helfen mir sehr. Sie hat mich auch an eine Trauergruppe für Jugendliche vermittelt, die ich auch schon einmal besuchte. Ich hatte Angst davor, aber im Nachhinein war es doch gut auf andere trauernde Jugendliche zu treffen. Ich fühlte mich verstanden. In der Klinik hatte ich auch Reittherapie, das machte ich gern und kann auch jetzt nach der Klinik dort noch Reitstunden nehmen. Mit den Pferden Zeit zu verbringen ist für mich wohltuend, sie fragen nicht nach und nehmen einen so wie man ist. Ohh und die größte Veränderungen habe ich noch gar nicht erwähnt. Ich lebe nun in einer Pflegefamilie. In der Wohngruppe ging es mir nicht gut und dann haben sie die Pflegeeltern für mich gefunden. Die Pflegeeltern haben noch ein anderes Pflegekind, ein Mädchen, sie ist 11. Wir verstehen uns gut und sie freut sich, dass sie eine große „Schwester“ bekommen hat. Die Pflegeeltern besuchten mich schon in der Klinik und ich durfte auch mal mit zu ihnen, damit wir uns schon kennenlernen . Nun wohne ich seit drei Wochen bei Ihnen und es tut gut hier zu sein, auch wenn alles noch sehr ungewohnt ist für mich. Hmmm, es hat sich viel verändert…. Nur eins bleibt, Mama und Tom kommen nie wieder. Aber ich denke, ich bin nun langsam auf dem richtigen Weg, auch wenn es bis dahin sehr lange gedauert hat. Schlechte Tage gibt es immer noch, aber mittlerweile auch immer mal einen guten.
Liebe Grüße, Nora
Und zwei weitere Jahre später … 6. Juni 2019
Liebe Cordelia, ich bin zu Tränen gerührt – ganz lieben Dank für deine Glückwünsche und Gedanken!!! Gerne kannst du Textauszüge aus unserer Mailkorrespondenz für deinen Blog nutzen. Mir geht es gut. Ich lebe weiterhin bei meiner Pflegefamilie, sie unterstützen mich und ich fühle mich gut aufgehoben bei ihnen. Ich bin gerade auf einer Fachoberschule und werde nächstes Jahr mein Fachabi machen. Ich bin auch noch aller 2-3 Wochen bei einer Psychotherapeutin in Therapie um stabil zu bleiben. Seit fast einem Jahr habe ich auch einen Freund, ihn lernte ich über eine Trauergruppe kennen. Er hat auch seine Mama verloren. Er ist das Beste was mir nach der schwierigen Zeit passieren konnte und ich bin sehr glücklich mit ihm 🙂 Ganz herzliche Grüße (…) – ich habe euch nie vergessen und bin euch immer noch so, so dankbar für alles!!!
Nora