Liebe Mama, Lieber Papa,
es ist heute ein später warmer Sommerabend, ich sitze gerade mit Freunden draußen am See, die Sonne ist schon lange unter gegangen, und es ist trotzdem noch fast 22 Grad draußen.
Ich versuche mich fallen zu lassen und nicht an euch zu denken, doch das gelingt mir nicht ganz. Auch wenn ihr dieses Jahr schon zwei Jahre tot seid, fehlt ihr mir noch unglaublich stark, jeden Tag auf‘s Neue. Ich liege hier also auf der Wiese am Wasser und schaue in den Himmel, der Himmel ist klar und die Sterne leuchten kräftig.
Ich versuche diese Sterne im Himmel zu greifen, denn ich weiß, zwei dieser hellen Sterne seid ihr, doch ich kann euch nicht greifen, der Himmel ist so unglaublich weit entfernt von hier unten, ich kann nicht sagen, wie weit, aber für mich ist es gefühlt eine halbe Ewigkeit.
Jeden Tag spreche ich mit euch, auch an diesem Abend habe ich es getan aber nur leise, so dass es keiner hört, nur wir drei, ich habe euch gesagt, dass ich euch vergebe und euch verzeihe, denn ich weiß mittlerweile, dass ihr beide verzweifelt wart, sehr verzweifelt. Ich habe euch auch zugeflüstert, dass ich euch lieb habe, das werde ich immer tun, denn in meinen Herzen habt ihr einen ganz großen Platz eingenommen. Ich liege immer noch auf der Wiese mit Freunden, ich merke, dass mir eine Träne ins Gesicht läuft, einfach weil ich euch gerade sehr vermisse.
Plötzlich höre ich eine Stimme, es ist mein bester Freund. Diese Stimme sagt: Hey Felix, was ist los, du weinst ja. Darauf antworte ich mal wieder nur: es ist alles ok, denn mir ist es immer noch unangenehm, anderen zu zeigen, wie es mir wirklich mit eurem Tod geht.
Ich habe dann noch eine Stunde auf der Wiese gelegen und einfach an euch gedacht und mich gefragt, wie es euch wohl geht, eine richtige Antwort werde ich wohl nie bekommen, denn leider könnt ihr nicht mehr mit mir reden, aber ihr sendet mir jedes Mal ein kleines Zeichen, damit ich merke, ja wir hören dich und uns geht’s gerade gut . Dieses Mal war es ein kleiner Schmetterling, der sich auf meinen Bauch gesetzt hat. Für einen kleinen Augenblick wart ihr mir beide ganz nah, er flog dann nach wenigen Sekunden weiter in den Sternenhimmel zu euch, und ich wusste, es geht euch dort oben gut.
Ich werde euch immer vermissen und lieben. Bitte passt gut auf mich auf von da oben.
Ich habe euch lieb, Felix
Felix, den manche von euch, die meinen Blog regelmäßig lesen, bereits von den Beiträgen #11/21/24/29 kennen, hat hier erneut die Möglichkeit des Schreibens für seinen Trauerprozess genutzt und teilt seine Gedanken mit euch. Eine Fortsetzung dazu wird es dann im übernächsten Blog #40 am 5. September geben.
Was für wundervolle Worte Felix, danke fürs teilen.
Ich habe meinen Vater vor 19 Jahren an Krebs verloren, den ich ein Jahr zu Hause mit erst 19 Jahren gepflegt habe, er fehlt mir noch genauso wie am 1 Tag und es tut so unheimlich weh!
Der einzige Trost ist, das ich von Anfang an spüre, das er jetzt bei meinem Bruder ist und sie beide unheimlich viel Spaß zusammen im Himmel haben und viele kleine Abenteuer zusammen erleben, das es ihnen einfach gut geht.
Mit meiner Mutter habe ich seid 17 Jahren keinen Kontakt mehr und sie fehlt mir schon lange nicht mehr und es tut auch so gar nicht mehr weh, auch wenn es harte Worte sind.
Viele liebe Grüße,
Jesse-Gabriel
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