Felix hat diesen trauer-teilen.blog schon mehrfach mit bewegenden Gedanken zu seinem Trauerprozess bereichert, die sich in den Blogbeiträgen #11/21/24/29/38 finden. Heute schließt er mit diesem Blog einen Kreis.
Es war das Jahr 2017, in dem ich zwei von mir sehr geliebte Menschen gehen lassen müsste. Am 28.3.17 musste ich dich, meine alles geliebte Mutter gehen lassen und genau zwei Monate später am 28.5.17 dich, meinen geliebten Vater.
Am Anfang hab ich das Ganze überhaupt nicht begriffen, was da passiert ist, ich wollte es nicht wahrhaben und ich sagte niemandem von meinen Freunden, was passiert ist. Ich wollte nach außen so tun als sei nichts passiert.
Doch es kam der Moment da musste ich endgültig Abschied nehmen, das waren die Tage als ihr beerdigt werden solltet, doch auch da wollte ich nicht Abschied nehmen, ich ging also nicht zu den Beerdigungen, ich konnte es nicht, denn ich wollte es bis da immer noch nicht wahr haben, dass ihr beide mich alleine gelassen habt.
Mir wurde es erst so langsam mit der Zeit, die verging, bewusst, was passiert ist und dass ihr beide weg seid, doch was bedeutet eigentlich weg und wo seid ihr – das habe ich mich dann oft und häufig gefragt – immer dann war ich extrem traurig und weinte viel, ich habe gemerkt, dass mir Weinen hilft und es mir ein kleines bisschen die Schmerzen nimmt, doch es hat euch nicht wieder auf die Erde gebracht, und da wurde mir bewusst, dass ihr wirklich weg seid, weit weg von mir und der Erde, als mir das bewusst wurde habe ich das erste Mal die Trauer richtig zugelassen und das erste Mal Abschied genommen, ich schrieb den ersten Brief an euch. Es tat mir unglaublich weh, aber ich habe gemerkt, dass mir das Schreiben genau wie das Weinen hilft.
Es war an der Zeit, wirklich Abschied zu nehmen, denn es waren mittlerweile schon 6 Monate vergangen, und ich hielt immer noch dran fest, dass ihr nur einen Ausflug in den Himmel macht und wieder runter kommt, doch eigentlich war mir im Inneren klar, es ist endgültig und ich wollte euch gehen lassen, und auch den Schmerz und die Trauer zulassen, ich habe mir Hilfe gesucht, um das Ganze zu verarbeiten und den Abschied nicht alleine gehen müssen. Die Trauerbegleitung online auf da-sein.de half mir wirklich sehr, aber auch die vor Ort, es tat gut, mit jemandem darüber einfach reden zu können, was einen belastet. Es fiel ein großer Stein von meinen Herzen, doch irgendwie kam die Phase, da wollte ich zu euch beiden in den Himmel – und ja, da versuchte ich, mich umzubringen, doch mein Kämpferherz sorgte dafür, dass ich überlebe, ein Glück.
So richtig Abschied genommen habe ich bis da immer noch nicht, also wurde es Zeit für einen Abschied, ich ging das erste Mal auf einen Friedhof, um die Ruhe zu genießen und euch nah zu sein, auch wenn es nicht der Wald war, in dem ihr liegt, aber es war ein kleiner Schritt, auch wenn ich dort zusammen gebrochen bin. Aber ich habe das Gefühl gehabt, das erste Mal richtig losgelassen zu haben, ich wurde auch offener und habe mit Freunden reden können, es tat gut, dass ich diese nicht mehr anlügen müsste. Ja und dann kam der Tag, ich ging in den Friedwald und es tat weh, aber es war ein wichtiger Schritt, ich stand das erste Mal an eurem Baum und war euch so nah, und in dem Moment fing die Sonne an zu scheinen, als hättet ihr gemerkt, dass ich da bin und ihr euch freut.
Nach ganzen zwei Jahren war ich dann soweit und habe an euren Todestag das erste Mal richtig Abschied nehmen können, ich habe euch einen Brief per Flaschenpost gesendet – und ja, es tat verdammt weh, aber ich habe es geschafft und euch gehen lassen. Aber nein, es bedeutet nicht, dass ich euch vergesse, in meinen Herzen habt ihr für immer einen Platz und auch in meinen Kopf werden die Erinnerung immer bleiben, ich hab euch über alles lieb. Ich werde euch bald wieder besuchen und euch nah sein. Mama und Papa ihr fehlt mir bis heute, doch es ist leichter ohne euch geworden, aber dennoch ist es schwer. Ich liebe euch.
Nun möchte ich mich auch noch bedanken: mein Dank gilt der Online-Beratung da-sein.de, die mich immer in der schweren Zeit unterstützt hat – danke, dass es euch gibt. Dann gilt mein Danke dem Ambulanten Hospizdienst in Oldenburg, der mich vor Ort wirklich super unterstützt hat, auch dafür danke. Ohne euch wäre ich wahrscheinlich nicht so weit, wie ich jetzt bin. Zudem möchte ich mich auch bei dem Chat-Team bedanken, danke auch an, dass ihr immer ein offenes Ohr habt.
Grüße Felix
Wahnsinnig dieser Brief, sehr beeindruckend finde ich.
Danke das Felix immer wieder Mal Briefe teilt er soll nicht aufhören damit.
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