#47 Ehrenamt. Sooo wichtig.

Heute möchte ich den internationalen Tag des Ehrenamtes nutzen, um all den Menschen zu danken, die sich mit hoher Motivation und Engagement für andere einsetzen.

Seit 2013 haben sich bei da-sein.de über 60 junge Menschen als Peer-Berater*innen in der Online-Sterbe- und Trauerbegleitung engagiert. Danke für eure empathische Offenheit in der Auseinandersetzung mit Themen, die existenziell sind und darum immer wieder ganz nah gehen! Ihr bewegt etwas – und uns immer wieder mit eurem Einsatz.

Thilo ist ein ehemaliger Ehrenamtlicher von da-sein.de, der sein Engagement in gute Worte gefasst hat, die ich hier heute teilen möchte:

Da sein. Zwei Worte. Viele, viele Bedeutungen. Was bedeutet es, da zu sein? Was hat man dabei zu erfüllen, wenn man für jemanden da ist? Wie begegne ich meinem Gegenüber, wenn ich für ihn/sie da bin?

Da sein ist, wenn man zuhört, versteht, seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf den anderen konzentriert.

Da sein ist, wenn man eine*n Ansprechpartner*in in jeglicher Situation bildet, man erreichbar ist, man sich ernsthaft mit den Herausforderungen der Erzählenden beschäftigt.

Da sein ist, wenn man zusammen versucht, Lösungen zu finden, wenn man auf Augenhöhe miteinander spricht, einander mit Geduld und Nachsicht begegnet.

1,5 Jahre habe ich im Rahmen der Peer-Onlineplattform da-sein.de ehrenamtliche Trauerbegleitung per anonymer E-Mail-Kontakte gemacht. Eine Zeit, in der ich viele Schicksale unterschiedlichster Menschen kennenlernte, die Unglaubliches erlebt haben und verarbeiten müssen, die oft alleine sind in ihrem Umfeld, die jemanden suchen, mit dem sie unverbindlich und zu jeder erdenklichen Tageszeit schreiben können, bei dem sie keine Angst haben brauchen, verurteilt zu werden. Eine Zeit, in der ich vieles geben konnte, aber auch einiges mitnahm. Demut steht da an erster Stelle. Sich des eigenen Glücks bewusst zu sein, an zweiter.

Eine große Menge interessanter Gespräche konnte ich schriftlich mit meinen Klientinnen und Klienten führen, ich habe Menschen und ihre Herausforderungen, ihre Sorgen und Ängste, ihre Trauer, ihre Gedanken, ihre Träume kennengelernt. Mal war es auch für mich selbst belastend, aufgefangen wurde man in solchen Situationen aber von Cordelia Wach, die mit sanfter, aber bestimmter Hand das gesamte Projekt hauptamtlich koordiniert. Über Praxisbegleitungen und Supervisionen wurde erreicht, dass wir Peers uns in den Austausch begeben konnten, um die uns mitgeteilten Schicksale verarbeiten und einordnen zu können, um neue Impulse zu erhalten, wie wir weitermachen, worüber wir am besten mit unseren Klientinnen und Klienten sprechen, welche Bedürfnisse und Wünsche sie haben.

Das Tagebuch stellt für viele Menschen einen der wenigen Orte dar, an dem sie sich zeigen, wie sie wirklich sind, weil sie dem Tagebuch vertrauen, es erzählt nichts weiter, sie teilen ihm alles mit, es hört bedingungslos zu. Wir tun das auch. Und antworten anschließend. Es ist wunderbar, wie viel Vertrauen einem entgegengebracht wird, wie aus einer anfänglich sehr fragilen Beziehung irgendwann ein Verhältnis entsteht, in dem der Ratsuchende erkennt, dass er sich fallen lassen und schreiben kann.

In meinen Augen ist die Trauerbegleitung bei da-sein.de eine wunderschöne Arbeit, bei der vieles ausgehalten werden muss, bei der man auch einen gewissen professionellen Abstand wahren muss, die aber ebenso eine Menge Spaß macht und viele schöne Momente hervorbringen kann. Momente, in denen man erkennt, dass es einen Unterschied machen kann, wenn man da ist, wenn man zuhört, wenn man antwortet, wenn man versteht, wenn man akzeptiert, respektiert, aufnimmt.

Wir sollten alle ein wenig mehr füreinander da sein. Schaden tut es nicht.

Veröffentlicht am
Kategorisiert als Uncategorized

Von Cordelia

2012 habe ich für die Stiftung Hospizdienst Oldenburg die Onlineplattform da-sein.de für trauernde und sterbende Jugendliche aufgebaut, die seit 03/2013 online ist.

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