Tonie, 19 Jahre, hat sich mit dem Thema Versprechen auseinander gesetzt. Ihre Gedanken dazu sind eine spannende Anregung, darüber mal etwas bewusster nachzudenken: Habe ich in meinem Leben schon mal Versprechen gegeben, die ich nicht halten konnte?
Versprechen bedeuten mir sehr viel.
Niemals würde ich ein Versprechen geben, wenn ich von Anfang an wüsste, dass es zu Komplikationen kommen könnte.
Man könnte argumentieren, dass es im Leben immer wieder zu unvorhersehbaren Unwägbarkeiten kommt.
Ja, das Leben hält Komplikationen bereit und es gibt Faktoren, die meine Versprechen beeinflussen könnten. Diese Art von Versprechen gebe ich aber nicht.
Wo keine Gedanken an Unwägbarkeiten des Lebens verschwendet werden: „Ich werde immer für dich da sein. Du kannst mich immer anrufen. Ich spreche immer mit dir. Wenn es dir schlecht geht bin ich immer da. Ich begleite dich so lange du es brauchst, ich verspreche es dir.“
All diese Versprechen sind für mich undenkbar. Ich würde sie niemals einem anderen Menschen geben, denn sie schüren Hoffnung und enttäuschen und verletzen.
Ich kann mein Wort geben und versprechen: ich sage „ja“ zum Leben. Ich tue mir nichts an. Für mich ist es sogar möglich, zu versprechen, dass ich niemand anderem ein Leid in meinem Leben antun möchte. Ich kann versprechen, wenn meine Nachbarin in Urlaub fährt, alles daran zu setzen, mich um ihren Goldhamster zu kümmern. Ich kann versprechen, nichts absichtlich herbei zu führen, nicht absichtlich etwas zu zerstören. Ich kann sogar (vertraglich) versprechen, solange ich die nötigen finanziellen Ressourcen habe, meinen Pflichten des täglichen Lebens nachzukommen.
Wie ich sagte, würde ich niemals ein Versprechen geben, von dem mir schon bereits zu dem Zeitpunkt des Gebens klar wäre, dass ich es nur gebe, um mein Gegenüber zu beruhigen, ruhig zu stellen. Das ist kein Versprechen, das ist Schwäche. Zu schwach zu sein. Zu feige zu sein. In der Konfrontation der Konsequenz stagnieren zu können.
Ich kann niemandem versprechen, immer für ihn da zu sein. Niemand kann wissen, was das Leben bringt.
Formulierungen sind der Schlüssel zu jedem Kern. Versprecht es, doch versprecht es bewusst anders: Solange ich es mit meinem Leben und meinem Sein vereinbaren kann, bin ich für dich da. Du bist mir wichtig. Formulierungen sind klar, eingerahmt und bewusst.
Natürlich kann ein jeder sagen, Gefühle und Situationen entstehen manchmal erst viel später. Manchmal kommt das eine zum anderen, und man konnte äußerliche Faktoren weder hervorsehen noch abschätzen. Ja, das passiert. Es ist nicht so, dass mir das noch niemals passiert ist. Es ist mir in meinem Leben schon ganz fürchterlich mit wichtigen Menschen passiert. Was zu dieser Klarheit zu Versprechungen tief in mir geführt hat.
Kein Mensch. Ich meine keiner. Und das geht auch schon über unterschiedlichste Meinungen und Diversity hinaus. Sollte ein Versprechen geben, damit es gegeben ist. Sollte ein Versprechen geben, ohne darüber nachgedacht zu haben.
Wenn ein Mensch um ein Versprechen bittet, denke ich darüber nach. Manchmal auch eine längere Zeit, ich formuliere meine Gedanken dann auch: ich verstehe deinen Wunsch nach einem Versprechen von mir, bitte verstehe aber, dass ich dir das nicht sofort geben kann. Das bedeutet nicht, dass ich dir keines geben möchte, aber ich möchte über die Formulierung, die Konsequenz und auch die Wirkung des Versprechens nachdenken, bevor ich es ausspreche.
Das ist ein sehr heikles Thema mit großer Breite an unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven wie mutig dass du dich getraut hast. Schreiben kannst du jedenfalls
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