Vor kurzem hat mir eine Kollegin einen Artikel von Mely Kiyak weitergeleitet, den ich hier heute teilen möchte. Es geht darin um das Sterben, insbesondere unter Corona-Bedingungen. Die geäußerten Gedanken finde ich klug, wahr und absolut teilenswert. Wer diesen Blogbeitrag liest: Bitte hinterlasst gerne einen Kommentar, wie ihr darüber denkt oder welche Erfahrungen ihr ggf. auch schon mit dem Thema gemacht habt. Ich halte ein gesellschaftliches Bewusstsein zur Thematik des isolierten Sterbens für sehr wichtig. Hier ein Auszug zum Reinlesen, unten findet ihr den Link zum vollständigen Artikel:
„Obwohl wie verrückt gestorben wird, wird das Sterben ohne größeren gesellschaftlichen Widerspruch ins System integriert. Der Tod hat sich der bestehenden Infrastruktur der Intensivmedizin und ihren routinierten Abläufen gnadenlos unterzuordnen. Zur Not sterben die Menschen ohne Begleitung, zwar unter dem Gepiepse der Maschinen, aber eben auch still und klammheimlich. Das Sterben soll die Dienstpläne und Hygienekonzepte nicht stören.
Und nicht zum ersten Mal verabscheue ich diesen Grundsatz der Intensivmedizin, dass selbst im Sterbeprozess noch die Lebenserhaltung im Zentrum aller Bemühungen steht und bis zum Schluss die Maschinen und Schläuche surren, dröhnen und fiepsen. Auch wenn man meinen könnte, dass es doch eine Oase der Ruhe geben müsste, in der ein Kranker seine letzten Atemzüge nehmen darf.
Selbst jetzt, wo die einsamen Tode auf den Intensivstationen zunehmen werden, findet kein Gespräch darüber statt, ob diese Art, Infizierte sterben zu lassen, nicht eigentlich hochgradig grausam und pervers ist. Es ist, als ob jeder, der mit seinen Angehörigen diesen Prozess durchlebte, anschliessend keine Kraft mehr hat, für Veränderungen zu streiten. Man versteht es. Es hat sich ja auch erledigt. Und eigentlich ist es die Aufgabe der noch nicht direkt Betroffenen, für die Würde der Sterbenden einzustehen.
Wer die letzten Monate gezwungen war, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, weil er oder sie krank ist, wer nach Möglichkeiten des friedlichen Sterbens für eine Angehörige oder sich selbst Ausschau halten musste, weiß: Zu den Grunderfahrungen einer jeden Kranken gehört es, dass sich im medizinischen Sektor fürs Sterben keiner zuständig fühlt.“