#79 Über die Ohren das Herz berühren

Onlineberatung da-sein.de für trauernde und sterbende Jugendliche bekommt einen studentischen Podcast.

Ein Beitrag von Jan-Claas Rosebrock, Team Podcast der Jade Hochschule

Ermutigender Augenkontakt, die unausgesprochene Frage steht im Raum: „Was soll ich jetzt sagen?“. Zwei Menschen sitzen sich an einem Tisch gegenüber, Mikrofone bilden eine symbolische Wand zwischen ihnen, vielleicht einen gewissen Schutz, wenn man es so sehen möchte. Schließlich wird der Aufnahmeknopf gedrückt und die junge Frau beginnt zu sprechen. Sie erzählt vom Tod ihres Freundes, von Erinnerungen, von Trauer. Wenn jemand sein ganzes Leben noch vor sich hat, aber nur noch wenige Jahre oder vielleicht sogar Tage davon bleiben, tut Unterstützung ohne Befangenheit gut. Genau diese möchte der Podcast von da-sein.de schenken.

Elf Studierende der Jade Hochschule Wilhelmshaven haben einen Podcast entwickelt. Das Medienprojekt des Studiengangs Medienwirtschaft und Journalismus unter der Betreuung von Dozentin Carola Schede gewinnt in diesem Semester an Emotionen und Menschennähe wie selten zuvor: „Für uns ist das gar kein richtiges Modul, durch das man sich durchackern muss, sondern ein richtiges Herzensprojekt, dem man auch gerne seine Freizeit widmen würde“, findet Anna-Lena Sprengel. „Ich glaube, dass uns das alle im Hinblick auf Tod und Trauer nachhaltig verändern wird.“

Auch Dozentin Carola Schede ist dankbar für die Zusammenarbeit: „Eigentlich wollte ich den Podcast für da-sein.de machen. Und dann kam mir der Gedanke: Dieses Forum explizit von jungen Menschen für junge Menschen, dafür bin ich eigentlich schon nicht mehr die Richtige. Den Rest der Geschichte haben die Studierenden geschrieben. Sie sind genau die Richtigen für diese Podcast-Geburt.“

Aktuell sind sieben Folgen in Arbeit, die sich mit Menschen und Geschichten rund um da-sein.de beschäftigen: Krankheit, Suizid, Trauer, Verständnis… Auch bewegende Geschichten aus den eigenen Reihen finden hier ihren Platz. Wie ist es zum Beispiel, inmitten einer Pandemie nach Italien zu reisen, um einen guten Freund ein letztes Mal sehen zu können?

In vielen Fällen ist das Umfeld von Trauernden in der Situation, nicht zu wissen, was man sagen soll. Für Menschen, die dem Tod ins Gesicht blicken, ist es jedoch häufig am wichtigsten, überhaupt etwas zu hören. „Man will uns nicht noch mehr wehtun, also sagt man nichts, aber nichts zu sagen, tut eigentlich am meisten weh“, sagt Sara Radenkovic, eine Teilnehmerin des Medienprojekts. Ihr großer Bruder ist erst dieses Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen. Der Tod kann ein Thema voller Unsicherheit, Druck und Befangenheit sein. Genau dies möchte der Podcast von da-sein.de vermeiden und anstelle dessen seinen Hörerinnen und Hörern Halt schenken.

Der Podcast startet am 15. Januar 2021 und erscheint danach im Zwei-Wochen-Takt auf Spotify und der Webseite von da-sein.de

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Von Cordelia

2012 habe ich für die Stiftung Hospizdienst Oldenburg die Onlineplattform da-sein.de für trauernde und sterbende Jugendliche aufgebaut, die seit 03/2013 online ist.

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