Die Erfahrungen, die ich als ehrenamtlicher Peer-Begleiter sammeln durfte, sind vielschichtig und schwingen nach. Ein wichtiger Punkt ist, denke ich, dass man einen persönlichen Anspruch an die eigene Begleitung entwickelt und dem Vertrauen, das einem entgegengebracht wird, mit einer angemessenen Antwort auch gerecht werden möchte. Es sind ganze Nachrichten oder manchmal einfach gewisse Sätze, die einen noch lange Zeit beschäftigen und die man auch nicht wieder vergisst. Ich glaube, dass durch das Medium des anonymen Schreibens, die Hemmschwelle bestimmte Gedanken und Gefühle beim Namen zu nennen und diese unverblümt preiszugeben, ziemlich niedrig ist. Das finde ich schön und es macht für mich viel dieser Kommunikation aus. Man kommt nämlich gut und oft sogar recht zügig in den tiefgreifenden Austausch. Wobei „Austausch“ hier wirklich das Stichwort ist. Es sind in meinen Augen nicht nur die Klienten, die daraus etwas mitnehmen und lernen können, sondern genauso auch die Begleitenden selbst. Meine Erfahrung zeigt auch, dass die Nachrichten meistens von weniger Negativität geprägt sind als man vielleicht im Vorfeld vermuten würde. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel, wie man so schön sagt. Mir persönlich fällt es relativ leicht die positiven Aspekte in den Vordergrund zu stellen und mich nicht von dem Gelesenen vereinnahmen zu lassen. Vielleicht liegt das einfach an meinem Naturell oder daran, dass ich beide Seiten kenne, weil ich vor einigen Jahren selbst einer dieser Klienten war und daher weiß, was für einen Mehrwert diese Möglichkeit des Austausches hat bzw. haben kann.
#117 Wie ist es Trauernde und Sterbende online zu begleiten?
